Bismillah-ir-Rahman-ir-Rahim (im Namen Gottes, des Gütigen und Barmherzigen)
Herr Staatsminister, Niels Annen,
Herr Professor Dr. Joachim Nagel,
Verehrte Parlamentarier,
Meine Damen und Herren,
Es ist für mich eine große Freude, die besondere Beziehung zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Aga Khan Development Network, auch AKDN, heute hier in Berlin zu feiern. Über die letzten 25 Jahre haben wir gemseinsam in Programme im Wert von annähernd € 600 Millionen in Asien und Afrika investiert – von sauberer Energie und Infrastruktur über Wasserversorgung und sanitäre Einrichtungen, Finanzdienstleistungen und Tourismus bis hin zu Initiativen im Bildungs- und Gesundheitswesen und zur Stärkung der Zivilgesellschaft.
Im Kern aller dieser Initiativen steht unsere Beziehung mit der KfW Entwicklungsbank und der DEG. Während das AKDN auch mit den meisten deutschen Entwicklungspartnern zusammengearbeitet hat, geht mein besonderer Dank an das Auswärtige Amt und an das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) für deren wesentliche Unterstützung.
Heute Abend sind wir hier versammelt, um unser gemeinsames Engagement und unsere Errungenschaften in Afghanistan zu würdigen, und um über die Erkenntnisse nachzudenken, die in anderen fragilen Kontexten und Krisensituationen anwendbar sein könnten.
Die Breite der globalen Partnerschaft des AKDN mit der Bundesrepublik Deutschland spiegelt sich in der weitreichenden Zusammenarbeit in Afghanistan wider. So haben unsere Institutionen etwa gemeinsam die regionale Vernetzung durch grenzüberschreitende Infrastruktur verbessert, Verbesserungen im Gesundheitswesen durch öffentlich-private Partnerschaften herbeigeführt und das reiche kulturelle Erbe Afghanistans in den Bagh-e-Babur- und Chihilsitoon-Gärten, und jetzt auch mit dem Flussuferpromenadenprojekt in Kabul, wiederhergestellt.
Mithilfe eines innovativen Programms, in dessen Rahmen eine Vielzahl an kleinen, von lokalen Gemeinden geführten Infrastrukturprojekten umgesetzt worden sind, haben wir lokale Bevölkerungen zudem dazu ermutigt, ihre Entwicklung selbst in die Hand zu nehmen. Das Stabilisierungsprogramm für Nordafghanistan (SPNA) war der Anlass für die heutige Konferenz und das Gespräch am Abend. Durch Konsultationen mit lokalen Gemeineden wurden über € 100 Millionen in rund 430 Projekte investiert, um den von der lokalen Bevölkerung identifizierten wesentlichen Bedürfnissen gerecht zu werden. Über den Bau von Infrastruktur hinaus haben diese Projekte auch in der Stärkung des Vertrauens, der Legitimation der Regierung und des Bürgerengagements resultiert.
Dies sind wesentliche Komponenten für die Stabilität in einem Land, insbesondere in anfälligen Regionen. Dies sind die Charakteristika des Ansatzes des AKDN, den wir in Regionen wie Nord-Pakistan, in den Post-Konflikt-Situationen in Tadschikistan oder Afghanistan oder auch in Syrien, Mali, Mosambik und anderen Ländern entwickelt haben.
Auf der Grundlage dieser Erfahrung auf dem Gebiet der Stabilisierung einer Region möchte ich drei wesentliche Komponenten hervorheben:
Die erste wesentliche Erkenntnis ist die Fokussierung auf die lokale Ebene. Wenn die Bedingungen in einem Land ungünstig sind – wie dies meist in fragilen Situationen oder Konfliktsituationen der Fall ist – können die sinnvollsten Maßnahmen oftmals am schnellsten auf lokaler Ebene umgesetzt werden; dies hilft, schneller Vertrauen und Glaubwürdigkeit aufzubauen.
Die zweite Erkenntnis ist, dass ein Engagement zum Pluralismus wesentlich ist. Die Konsultationen müssen breitangelegt sein, und jeder Einzelne in einer Gemeinde muss sich daran beteiligen können. Diese Erkenntnis habe ich während der mehr als 60 Jahre in meiner Rolle als Imam der Shia Ismaili-Muslime gewonnen, in der ich für das geistliche und körperliche Wohlbefinden meiner Jamat – und in diesem Kontext am allerwichtigsten – für diejenigen verantwortlich bin, mit denen sie zusammenleben, unabhängig von ihrem Glauben oder ihren Überzeugungen.
Und schließlich möchte ich auch die kritische Bedeutung der Zivilgesellschaft betonen, die wir als Privatorganisationen bezeichnen, deren Aufgabe darin besteht, öffentlichen Zwecken zu dienen. Solche Institutionen können in einer instabilen Sicherheitslage und einem volatilen politischen Umfeld stabilisierende Faktoren und Akteure der Kontinuität sein. Demzufolge betrachte ich es nach wie vor als kritisch, parallel zum Staat, in sie zu investieren.
Ich freue mich auf die restliche Diskussion am heutigen Abend, und die Betrachtungen zu diesen wichtigen Themen.
Die Welt braucht die grundsatzorientierte und pragmatische Führungsrolle Deutschlands heute mehr denn je. Während Deutschland über die Zukunft seines Engagements in Afghanistan und die Art seiner Beteiligung in anderen Teilen der Welt nachdenkt, hoffe ich, dass es sich weiterhin auf diese Prinzipien, die über so viele Jahre die Leitlinien für unsere Zusammenarbeit waren, berufen wird, nämlich eine verstärkte Beteiligung der lokalen Bevölkerung, die Förderung des Pluralismus und eine Stärkung der Institutionen der Zivilgesellschaft.
Vielen Dank!